Schlesische Semmelwurst

Semmelwurst
Bild: Ewkaa, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Bild: Ewkaa, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Die Semmelwurst (poln.: Bulczanka oder Żymlok), auf Schlesisch auch Wellwurst, Wallwurscht oder Wellwurscht oder Tiegelwurst genannt, ist eine Brühwurst- bzw Kochwurst-Spezialität aus Schlesien. Ihren Namen hat die Wurst vom schlesischen Wort „Żymła“ (Semmel).

Die Wurst ist der Grützwurst sehr ähnlich ist. Gegensatz zur Grützwurst werden bei der Semmelwurst jedoch eingeweichte Semmeln (Brötchen) anstelle von Grütze zugegeben. Semmelwurst wird mit Schweineblut (Dunkle Semmelwurst) oder ohne (Helle Semmelwurst) hergestellt.

Geschichte der Semmelwurst

Wie vergleichbare Würste wurde auch die Semmelwurst früher hergestellt, um möglichst alle Teile des geschlachteten Schweins zu verarbeiten. Dazu wurde am Schlachttag weniger wertvolle Fleischteile wie Schweinebauch, Schweinekopf, Schwarte und und z.T. Innereien (Leber, Lunge, Milz) in einem Kessel gekocht. Anschließend wurden altbackene und trockene Brötchen in der würzigen Kesselbrühe eingeweicht und dann zusammen mit dem Fleisch und ggf. den Innereien von Hand oder mit dem Fleischwolf zerkleinert. Schließlich wurde Schweineblut unter die Masse gerührt und diese dann gewürzt. Abgefüllt in die gereinigten Därme des Schweins wurde die Semmelwurst dann in der heißen Brühe gegart. Die fertig gegarten Semmelwürste wurden dann auf ein Brett aufgereiht und in den Keller zum Auskühlen gebracht. Sie wurden dann kalt, im Wasser erhitzt oder gebraten gegessen.

Früher hatte jeder Bauer und jeder Metzger sein eigenes Rezept für die Semmelwurst, so dass sie sich geschmacklich zum Teil deutlich voneinander unterschieden.

Nach dem 2. Weltkrieg und der darauf folgenden Vertreibung verstreuten sich die Schlesier in ganz Deutschland und die Semmelwurst wurde nur noch vereinzelt von schlesischen Metzgern angeboten, die auch nach der Vertreibung weiterhin ihrem Gewerbe nachgingen. Schlesische Semmelwürste waren also kaum noch zu bekommen und wenn doch, dann meistens nur auf Vorbestellung, da der Rest der Bevölkerung kaum etwas mit dieser schlesischen Spezialität anfangen konnte. Heute gibt es Semmelwurst meistens nur noch bei wenigen Metzgern in der Region.

Die Semmelwurst ist unter der Leitsatz-Nr. 2.2312.11  in den  bundesdeutschen Leitsätze für Fleisch und Fleischerzeugnisse (PDF-Datei) aufgenommen.

In Polen ist die Semmelwurst aus verschiedenen Woiwodschaften (Polnischer Verwaltungsbezirke) in die Krajowa lista produktów tradycyjnych Ministerstwa Rolnictwa i Rozwoju Wsi (Nationale Liste traditioneller Produkte des Ministeriums für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung) eingetragen:

  • Żymlok śląski / zemlok / zemlouk / bułczanka (Produktliste der Woiwodschaft Schlesien)
  • Zymloki z Górki / bułczanka z Górki (Produktliste der Woiwodschaft Oppeln)
  • Żymlok opolski biały (Produktliste der Woiwodschaft Oppeln)
  • Bulczanka grodziska (Produktliste der Woiwodschaft Wielkopolskie)

Herstellung von Semmelwurst

Zur Herstellung von Semmelwurst werden Schweinebauch und/oder -kopf, Schweineschwarte und ggf. Innereien wie Leber, Milz und Lunge in siedendem, gewürztem Wasser gegart, bis sie weich sind. In der heißen Fleischbrühe werden dann getrocknete Brötchen eingeweicht, diese geben der Semmelwurst zusätzlich Geschmack.

Fleisch, Schwarte, Innereien und Brötchen werden mit dem Fleischwolf zerkleinert und mit in Schweineschmalz angeschwitzten Zwiebelwürfeln vermischt. Bei dunkler Semmelwurst wird außerdem noch Schweineblut zugegeben, das die Wurst dunkelrot färbt und sie noch etwas saftiger macht. Die Masse wird dann typischerweise mit Salz, Pfeffer, Majoran, Piment und Muskat gewürzt. Die Semmelwurst wird dann in Naturdärme oder in Gläser abgefüllt und in der Kesselbrühe oder in siedendem Wasser gebrüht.

Aussehen und Geschmack

Fertige Semmelwurst ist entweder dunkel (mit Schweineblut) oder hell. Sie hat die Länge und Form einer Bratwurst und meistens eine mittelgrobe bis grobe Struktur, in der Fleisch- und Fettstückchen und auch die Semmelwürfel in der Regel noch gut zu erkennen sind. Semmelwurst hat einen kräftigen, aromatischen Geschmack.

Semmelwurst kann in Scheiben geschnitten kalt auf Brot gegessen, meistens wird sie jedoch als ganze Wurst im Wasser erhitzt oder in der Pfanne gebraten. Beim Braten in der Pfanne platzt die Wurst oft auf und die austretende Füllung wird dann kross gebraten. Dieser Effekt ist durchaus erwünscht. Als Beilage zur Semmelwurst eignen sich Brot, Sauerkraut, Salzkartoffeln, Kartoffelpüree oder Bratkartoffeln.

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    Jürgen ist gelernter Koch und staatlich geprüfter Hotelbetriebswirt. Er war u.a. als Küchenchef in einem Hotel einer großen, internationalen Hotelkette tätig. Jürgen hat, neben seinem Abschluss zum staatlich geprüften Hotelbetriebswirt, diverse Aus- und Weiterbildungen im Bereich Gastronomie absolviert. Dazu zählen u.a. die Ausbildereignungsprüfung sowie eine Weiterbildung in der weltberühmten Ecole Lenôtre in Paris.
    Jürgen ist seit über 20 Jahren im Onlinebereich tätig. Seine Leidenschaft gilt nach wie vor den Bereichen Essen und Trinken, wo er sich besonders für traditionelle, unverfälschte Lebensmittel und Getränke, deren Herstellung und natürlich deren Genuss interessiert.
    Jürgen ist u.a. Träger des Meisterpreises der Bayerischen Staatsregierung und Anerkannter Berater für Deutschen Wein.

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Ewkaa, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons