Kunstdarm

Wurst im Kunstdarm
Bild: Image by 41330 from Pixabay
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Kunstdärme sind künstlich hergestellte Wursthüllen, die zur Wurstherstellung verwendet werden. Wie die Naturdärme werden auch Kunstdärme dazu benutzt, die Wurst zu formen, die Wurstmasse ggf. darin zu brühen, räuchern oder trocknen und die Wurst zu lagern.

Verschiedene Materialien für Kunstdärme

Kunstdärme werden aus verschiedenen Materialien hergestellt, dazu gehören u.a.:

Kollagendärme

Därme auf Collagenbasis, so genannte „Hautfaserhüllen“ werden aus einem Nebenprodukt der Lederproduktion hergestellt, dem so genannten „Leimleder“ welches aus der Spaltschicht gewonnen wird.

Därme auf Collagenbasis sind essbar und kommen den Naturdärmen in ihren Eigenschaften am nächsten, denn sie sind geruchlos, transparent und flexibel. Außerdem sind sie kochfest und nehmen Geschmack leicht an. Collagendärme werden in verschiedenen Durchmessern für die Herstellung von Brühwürsten, Bratwürsten und Rohwürsten hergestellt. Sie erzeugen beim Produkt einen knackigen Biss und sind dampf- und rauchdurchlässig.

Kunstdärme auf Collagenbasis wurden 1925 vom Hamburger Chemiker Walter Becker erfunden. Er gründete die Firma Becker, Schulze & Co, die er 1933 nach Weinheim verlagerte und in Naturin-Werk Becker & Co umbenannte. Dort begann die industrielle Produktion. Im Jahr 1962 wurde mit dem Naturin Eiweiß-Saitling die erste essbare Collagen-Wursthülle erfunden.

Fasergerüstdärme

Fasergerüstdärme sind stark wasserdurchlässige, meist nicht essbare Kunstdärme. Diese Därme werden vor allem bei Rohwürsten wie Salami verwendet, da sie nicht nur Wasser beim Trocknen nach außen gelangen lassen, sondern auch beim Räuchern in der Größe mitschrumpfen, wodurch die Wursthülle nicht faltig und unansehnlich wird.

Kunststoffdärme

Kunststoffdärme oder Kunstststoffhüllen sind Kunstdärme, die aus Kunststoffen hergestellt werden und nicht essbar sind. Sie werden vor allem bei dickeren, großkalibrigen Brühwursten, Leberwürsten und Sülzwürsten verwendet. Diese Kunstdärme finden vor allem seit den 1990er Jahren verstärkt Verwendung, da sie völlig undurchlässig für Bakterien, Keime, Pilze und Sauerstoff sind und dadurch die Wurst weniger schnell verdirbt und länger haltbar bleibt. Außerdem verhindern Kunststoffdärme einen Gewichtsverlust durch das Brühen oder durch anschließender Lagerung und vermeidet Gewichtsverlust und Sauerstoffzutritt zur Wurst.

Schäldärme

Schäldärme sind Hüllen aus Kunststoff, die nach dem Räuchern abgeschält werden können. Die Wurst behält ihre Form durch die so genannte Eigenhaut, die sich nach dem Brühen und Räuchern aus dem Fleischeiweiß an der Oberfläche gebildet hat. Schäldärme werden vor allem bei dünnen Brüh- und Rohwürstchen wie Wiener Würstchen oder Mini-Salamis verwendet.

Pergamentwursthüllen

Pergamentwursthüllen werden aus fett- und wasserdichtem Pergamentpapier hergestellt. Sie werden besonders bei Kochwürsten verwendet, da sie das Fett in der Wurst einschließen und nicht nach außen dringen lassen. Pergamentwursthüllen werden nur noch selten verwendet, da sie nur schwer von der Wurst zu trennen sind und die Schnittfähigkeit gering ist.

Vor- und Nachteile des Kunstdarms

Kunstdärme sind in der Regel billiger als Naturdärme, sie sind technologisch einfacher zu handhaben, leichter und praktisch unbegrenzt lagerfähig und einige davon lassen sich nach Belieben bedrucken. Allerdings sind die meisten Kunstdärme nicht essbar und haben außerdem bei vielen Verbrauchern ein „künstliches“ bzw. „billiges“ Image, so dass der Großteil der deutschen Wurstproduktion nach wie vor in Naturdärmen abgefüllt wird.

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    Jürgen ist gelernter Koch und staatlich geprüfter Hotelbetriebswirt. Er war u.a. als Küchenchef in einem Hotel einer großen, internationalen Hotelkette tätig. Jürgen hat, neben seinem Abschluss zum staatlich geprüften Hotelbetriebswirt, diverse Aus- und Weiterbildungen im Bereich Gastronomie absolviert. Dazu zählen u.a. die Ausbildereignungsprüfung sowie eine Weiterbildung in der weltberühmten Ecole Lenôtre in Paris.
    Jürgen ist seit über 20 Jahren im Onlinebereich tätig. Seine Leidenschaft gilt nach wie vor den Bereichen Essen und Trinken, wo er sich besonders für traditionelle, unverfälschte Lebensmittel und Getränke, deren Herstellung und natürlich deren Genuss interessiert.
    Jürgen ist u.a. Träger des Meisterpreises der Bayerischen Staatsregierung und Anerkannter Berater für Deutschen Wein.

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