Kunstdärme sind künstlich hergestellte Wursthüllen, die zur Wurstherstellung verwendet werden. Wie die Naturdärme werden auch Kunstdärme dazu benutzt, die Wurst zu formen, die Wurstmasse ggf. darin zu brühen, räuchern oder trocknen und die Wurst zu lagern.
Verschiedene Materialien für Kunstdärme
Kunstdärme werden aus verschiedenen Materialien hergestellt, dazu gehören u.a.:
Kollagendärme
Därme auf Collagenbasis, so genannte „Hautfaserhüllen“ werden aus einem Nebenprodukt der Lederproduktion hergestellt, dem so genannten „Leimleder“ welches aus der Spaltschicht gewonnen wird.
Därme auf Collagenbasis sind essbar und kommen den Naturdärmen in ihren Eigenschaften am nächsten, denn sie sind geruchlos, transparent und flexibel. Außerdem sind sie kochfest und nehmen Geschmack leicht an. Collagendärme werden in verschiedenen Durchmessern für die Herstellung von Brühwürsten, Bratwürsten und Rohwürsten hergestellt. Sie erzeugen beim Produkt einen knackigen Biss und sind dampf- und rauchdurchlässig.
Kunstdärme auf Collagenbasis wurden 1925 vom Hamburger Chemiker Walter Becker erfunden. Er gründete die Firma Becker, Schulze & Co, die er 1933 nach Weinheim verlagerte und in Naturin-Werk Becker & Co umbenannte. Dort begann die industrielle Produktion. Im Jahr 1962 wurde mit dem Naturin Eiweiß-Saitling die erste essbare Collagen-Wursthülle erfunden.
Fasergerüstdärme
Fasergerüstdärme sind stark wasserdurchlässige, meist nicht essbare Kunstdärme. Diese Därme werden vor allem bei Rohwürsten wie Salami verwendet, da sie nicht nur Wasser beim Trocknen nach außen gelangen lassen, sondern auch beim Räuchern in der Größe mitschrumpfen, wodurch die Wursthülle nicht faltig und unansehnlich wird.
Kunststoffdärme
Kunststoffdärme oder Kunstststoffhüllen sind Kunstdärme, die aus Kunststoffen hergestellt werden und nicht essbar sind. Sie werden vor allem bei dickeren, großkalibrigen Brühwursten, Leberwürsten und Sülzwürsten verwendet. Diese Kunstdärme finden vor allem seit den 1990er Jahren verstärkt Verwendung, da sie völlig undurchlässig für Bakterien, Keime, Pilze und Sauerstoff sind und dadurch die Wurst weniger schnell verdirbt und länger haltbar bleibt. Außerdem verhindern Kunststoffdärme einen Gewichtsverlust durch das Brühen oder durch anschließender Lagerung und vermeidet Gewichtsverlust und Sauerstoffzutritt zur Wurst.
Schäldärme
Schäldärme sind Hüllen aus Kunststoff, die nach dem Räuchern abgeschält werden können. Die Wurst behält ihre Form durch die so genannte Eigenhaut, die sich nach dem Brühen und Räuchern aus dem Fleischeiweiß an der Oberfläche gebildet hat. Schäldärme werden vor allem bei dünnen Brüh- und Rohwürstchen wie Wiener Würstchen oder Mini-Salamis verwendet.
Pergamentwursthüllen
Pergamentwursthüllen werden aus fett- und wasserdichtem Pergamentpapier hergestellt. Sie werden besonders bei Kochwürsten verwendet, da sie das Fett in der Wurst einschließen und nicht nach außen dringen lassen. Pergamentwursthüllen werden nur noch selten verwendet, da sie nur schwer von der Wurst zu trennen sind und die Schnittfähigkeit gering ist.
Vor- und Nachteile des Kunstdarms
Kunstdärme sind in der Regel billiger als Naturdärme, sie sind technologisch einfacher zu handhaben, leichter und praktisch unbegrenzt lagerfähig und einige davon lassen sich nach Belieben bedrucken. Allerdings sind die meisten Kunstdärme nicht essbar und haben außerdem bei vielen Verbrauchern ein „künstliches“ bzw. „billiges“ Image, so dass der Großteil der deutschen Wurstproduktion nach wie vor in Naturdärmen abgefüllt wird.