Pemmikan

Pemmican Ball
Bild: Jen Arrr, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons
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Pemmikan (Von einem Wort der Cree-Indianer pimîhkân, das selbst von pimî, „Fett, Schmalz“ abgeleitet wurde) ist eine Trockenfleischspezialität der Indianer Nordamerikas. Die Ureinwohner stellten das Gemisch aus Trockenfleisch und Fett als energiereiche und leicht zu transportierende Notration für ihre Wander-, Jagd- und Kriegszüge her.

Geschichte des Pemmikan

Fleisch zu trocknen ist eine der ältesten Konservierungsarten der Menschheit überhaupt. In fast allen Kulturen gibt es Rezepte, wie man Fleisch, manchmal unter Zugabe von Salz und verschiedenen Gewürzen, an der Luft oder über dem Feuer trocknet, um es länger haltbar zu machen und um es als Notvorrat und Proviant auf Reisen und Ausflügen mit zu nehmen. Als Beispiel seien hier das ebenfalls aus Nordamerika stammende Jerky, das südafrikanische Biltong, das finnische Kuivaliha, Carne-de-Sol aus Portugal, Carne Seca aus Mexiko, das chinesische Bakkwa , Bündnerfleisch aus der Schweiz oder Borts aus der Mongolei genannt.

Pemmikan stellt in dieser Reihe insofern eine Besonderheit dar, dass es nicht nur das reine Trockenfleisch ist, sondern noch mit Fett vermischt ist. Das macht es ausgesprochen kalorienreich und damit ideal für anstrengende Trecks, Wanderungen, Kriegszüge und Jagdausflüge.

Pemmikan ist sehr lange haltbar. Deswegen diente es den Indianern in Notzeiten und auf ihren ausgedehnten Kriegs- und Jagdzügen als gut transportierbare und energiereiche Nahrung. Die weißen Trapper und Siedler übernahmen das Pemmikan von den Indianern als Notration für ihre ausgedehnten Jagdausflügen in den Wäldern Nordamerikas und Kanadas. Auch viele Entdeckungsreisende und Expeditionen durch den amerikanischen Kontinent, in die Arktis und Antarktis, ins Hochgebirge oder durch Australien nahmen Pemmikan als Notration mit auf ihre Reise.

Reger Handel

Für eine größere Gruppe von Métis (Französisch für Mestizen, in Kanada als eigene Volksgruppe anerkannt), den Nachfahren europäischer Pelzhändler und Frauen indianischer Abstammung, die überwiegend im Red-River-Gebiet am nordöstlichen Rand der Prärie lebten, war die Herstellung und der Verkauf von Pemmikan eine wichtige Einkommensquelle.

Die Métis zogen in größeren Gruppen in den Südwesten, wo die riesigen Bisonherden grasten, erlegten die Tiere und verarbeiteten ihr Fleisch zu Pemmikan. Dazu trockneten sie das Bisonfleisch auf großen Holzgestellen und zerrieben es dann zu Pulver, das sie in große Säcke aus Bisonleder füllten. In diese Säcke füllten sie dann etwa die gleiche Menge an geschmolzenem Bisonfett und rührten die Masse so lange, bis sich alles gut vermischt hatte. Anschließend wurden die Ledersäcke zugenäht. Einer dieser Säcke wog im Schnitt 90 bis 100 US-pound (ca. 41 bis 45 kg) und enthielt das Fleisch und Fett einer ganzen Bisonkuh mit einem Lebendgewicht von etwa 410 kg. Bisonkühe waren das bevorzugte Ziel der Bisonjäger.

Diese großen Säcken, taureau (Französisch für „Bulle“) genannt, brachten sie dann nach Norden zu den großen Handelsposten und verkauften das Pemmikan an die Trapper, die im Norden der USA und in Kanada nach Fellen jagten.

Métis Buffalo Hunt

Die Bisonjagden wurden professionell organisiert und fanden zweimal im Jahr im Frühling und im Herbst statt. Zum Schutz vor Indianern zogen die Jäger in größeren Gruppen von bis zu 1.000 Menschen los. Oftmals waren ganze Familien an den Jagden beteiligt. Diese Jagden sind als Métis Buffalo Hunt bekannt.

Es existiert ein Bericht, der den Erfolg einer solchen Büffeljagd aus dem Jahre 1845 dokumentiert: Demnach erlegten 55 Jäger, die zusammen mit ihren Familien und 213 Wagen auf die Bisonjagd gingen, insgesamt 1.776 Bisonkühe. Diese ergaben 228 Säcke mit Pemikan  (pimikchigan) mit je 41 kg Inhalt, 1.213 Ballen Trockenfleisch (viande sèche) mit je 27 kg, 166 Säcke mit Talg (boskoyas) mit je 91 kg sowie 556 Blasen gefüllt mit Rindermark mit je 5,4 kg. (Quelle: Henry Rowe Schoolcraft „Historical and Statistical Information, Respecting the History, Condition and Prospects of the Indian Tribes of the United States: Coll. and Prepared Under the Direction of the Bureau of Indian Affairs Per Act of Congress of March 3rd 1847“; 1854)

Herstellung von Pemmikan

Traditionelles Pemmikan besteht aus Bisonfleisch, es wurden aber auch häufig andere Tiere wie Elch, Rotwild oder Hirsch verwendet.

Zur traditionellen Herstellung von Pemmikan schneidet man das Fleisch zuerst in sehr dünne Streifen  und lässt es dann über einer kleinen Flamme oder in der Sonne vollständig trocknen. 2,5 kg Frischfleisch ergeben dabei etwa 500 gr. Trockenfleisch, das zur Herstellung von Pemmikan verwendet werden kann.

Nach dem Trocknen klopft, stößt und reibt man das Fleisch mit Steinen so lange, bis es beinahe eine pulverförmige Konsistenz hat. Anschließend vermischt man das Fleischpulver mit etwa dem gleichen Teil geschmolzenem Talg und Knochenmarksfett zu einer Paste. Vor allem im Osten Nordamerikas mischten die Indianer gelegentlich auch getrocknete und zerrieben Beeren wie Cranberries, Blaubeeren, Johannisbeeren, Apfelbeeren oder Kirschen darunter.

Das fertige Pemmikan verpackte man dann in Lederbeutel. Darin war es bis zu 10 Jahre lang haltbar.

Heute wird Pemmikan vorwiegend industriell hergestellt. Es ist Notration und Proviant vieler Expeditionen, aber auch von Wanderern, Kletterern und Sportlern. Es hat einen hohen Nährstoffgehalt und wiegt dabei nur etwa ein Fünftel des zur Herstellung verwendeten Frischfleischs. Pemmikan kann direkt verzehrt werden oder, falls Feuer, Wasser und andere Zutaten zur Verfügung stehen, als Grundlage für Gerichte dienen.

Nährstoffe in Pemmican Concentrated Food Bar

Energie: 1732kJ / 414kcal
Eiweiß: 15.04gFett (gesamt): 11.28g
Davon -gesättigte Fettsäuren: 1.88g
-Transfette: 0g
Cholesterol: 0mg
Kohlehydrate (gesamt): 63.91gBallaststoffe: 5.6g
Zucker (gesamt): 22.56g

Mineralstoffe:

Kalzium, Ca: 226mgEisen, Fe:
Magnesium, Mg: Phosphor, P:
Kalium, K: Natrium, Na: 75mg
Zink, Zn: Kupfer, Cu:
Jod, I: Mangan, Mn:
Selen, Se:

Vitamine:

Vitamin C: 2.3mgVitamin B1 (Thiamin):
Vitamin B2 (Riboflavin): Vitamin B3 / Vitamin PP (Niacin)
Vitamin B6 (Pyridoxin): Folate: mg
Vitamin B12 (Cobalamin): Vitamin A (Retinol): 0iu
Vitamin E (alpha-tocopherol):
Vitamin D (D2 + D3), International Units:
Vitamin K (phylloquinone):

Alle Angaben, soweit nicht anders angegeben, pro 100 g.
U.S. Department of Agriculture, Agricultural Research Service. FoodData Central, 2019. fdc.nal.usda.gov (Produkt im Detail). Alle Angaben ohne Gewähr.

Autor

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    Jürgen ist gelernter Koch und staatlich geprüfter Hotelbetriebswirt. Er war u.a. als Küchenchef in einem Hotel einer großen, internationalen Hotelkette tätig. Jürgen hat, neben seinem Abschluss zum staatlich geprüften Hotelbetriebswirt, diverse Aus- und Weiterbildungen im Bereich Gastronomie absolviert. Dazu zählen u.a. die Ausbildereignungsprüfung sowie eine Weiterbildung in der weltberühmten Ecole Lenôtre in Paris.
    Jürgen ist seit über 20 Jahren im Onlinebereich tätig. Seine Leidenschaft gilt nach wie vor den Bereichen Essen und Trinken, wo er sich besonders für traditionelle, unverfälschte Lebensmittel und Getränke, deren Herstellung und natürlich deren Genuss interessiert.
    Jürgen ist u.a. Träger des Meisterpreises der Bayerischen Staatsregierung und Anerkannter Berater für Deutschen Wein.

Bildnachweis:
Jen Arrr, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons