Nutria, (Myocastor coypus), auch Biberratte, Sumpfbiber, Schweifbiber, Schweifratte oder Coypu genannt, ist ein Nagetier, das ursprünglich aus Südamerika stammt und in Mitteleuropa eigentlich nicht heimisch ist.
Ursprünglich wegen seines Pelzes mit dichter und äußerst feiner Unterwolle gehalten und gezüchtet, ist Nutriafleisch heute eine noch weitgehend unbekannte Delikatesse, die bei vielen Feinschmeckern jedoch immer beliebter wird.
Das Fleisch ist sehr zart und wohlschmeckend und erinnert geschmacklich an eine Mischung aus Spanferkel und Kaninchen.
Ursprünge der Nutria
Die Nutria stammt ursprünglich aus Südamerika. Dort lebt sie an Gewässern, Flüssen und Seen vom südlichen Brasilien bis hinunter nach Feuerland. Nutrias wurden nach Europa und Nordamerika gebracht und dort aufgrund ihres Felles, das eine besonders feine und dichte Unterwolle hat, gezüchtet. In Europa wurden die Nutria zuerst um 1890 in Frankreich gezüchtet, erste Farmen in Deutschland entstanden um 1926.
Einige der Nutrias konnten den Pelzfarmen und Zuchtgehegen entkommen, einige wurden auch für die Jagd ausgewildert. Ab ca. 1930 gibt es Nutria-Populationen in Deutschland. Als gegen Ende des 20. Jahrhunderts der Markt für Pelze insgesamt massiv zurück ging, ließ auch die Nachfrage nach Nutriapelzen drastisch nach. Die Pelzfarmen schlossen großteils, wilde Nutrias wurden praktisch nicht mehr gejagt und konnten sich beinahe ungehindert vermehren. Heute sind sie vor allem an einigen Flüssen am Niederrhein und in einigen Gebieten in Ostdeutschland, insbesondere im Spreewald verbreitet.
Nutrias verursachen zum Teil erhebliche Schäden, indem sie z.B. Ufer und Dämme untergraben. Sie verursachen außerdem Fraßschäden an Feldfrüchten wie Rüben, Kartoffeln, Getreide und Mais. Da die Tiere ein unseren Breiten eigentlich nicht heimisch sind, haben sie praktisch keine natürlichen Fressfeinde, außer einige größere Greifvogelarten. Nutrias unterliegen in manchen Bundesländern dem Jagdrecht. Die Hege des Bestandes obliegt daher Jägern.
Aussehen der Nutria
Die Nutria ist ein größeres Nagetier. Es erreicht eine Körperlänge von bis zu 65 cm und wiegt erwachsen etwa 8–10 kg. Ihr runder, schuppenbedeckter, kaum behaarter Schwanz hat eine Länge von etwa 30–45 cm wodurch sie Ähnlichkeit mit einer Ratte haben. Eisenhaltige Ablagerungen im Zahnschmelz sorgen für die markant roten Zähne. Bezeichnungen wie „Biberrate“, „Sumpfbiber“ oder „Schweifbiber“ sind irreführend. Die Nutria ist weder verwandt mit dem Biber noch mit Ratten, sondern gehört zur Gattung der Meerschweinchenartigen (Cavioidea)
Nutria sind in der Regel sehr zutraulich und haben wenig scheu vor Menschen. Es lsst sich dadurch leicht fangen und bejagen.
Nutriafleisch als Delikatesse
Das Fleisch der Nutria gilt in Südamerika schon lange als Delikatesse. In Deutschland dagegen spielte das Fleisch der Pelztiere zunächst keine Rolle. Erst ab etwa 1950 fand Nutriafleisch als Rarität und exotisches Wild ab und zu den Weg auf deutsche Teller. Heute erlebt Nutriafleisch einen kleinen Boom unter deutschen Feinschmeckern und Fleischliebhabern, die das Neue und Außergewöhnliche suchen.
Nutriafleisch ist sehr zart und wohlschmeckend und erinnert im Geschmack etwas an Spanferkel und Kaninchen.
Nutriafleisch gab es früher, wenn überhaupt, vorwiegend im Spätherbst. Dann hatten sich die Tiere das besonders dicke und begehrte Winterfell zugelegt, das dann besonders teuer verkauft werden konnte. Außerdem hatten sich die Tiere für den Winter eine Fettreserve angefressen. Das machte die Tiere schwerer und es konnte mehr Profit aus dem Fleisch eines einzelnen Tieres gezogen werden. Das Fett machte das Fleisch außerdem saftiger und schmackhafter.
Da Nutria äußerlich dem heimischen Biber ähnelt, wurde es gelegentlich auch als „Biber“ (von Sumpfbiber abgeleitet) angeboten. Der Verzehr von Biberfleisch hat in Mitteleuropa eine lange Tradition. Vor allem im Mittelalter wurde der Biber insbesondere in Klostern gerne gegessen. Da der Biber im Wasser lebt, galt er den Mönchen nicht als Fleisch und war damit eine willkommene Fastenspeise.
In der ehemaligen DDR erlebte die Nutriazucht Mitte in den 1950er und 60er Jahren einen Boom. Die Felle wurden häufig gegen Devisen ins Ausland verkauft, das Fleisch kam auf die heimischen Teller. In verschiedenen DDR-Fachbüchern für Nutriazüchter aus der damaligen Zeit findet man Rezepte u.a. für Rouladen, Mettwurst, Kochsalami und Landjäger aus Nutriafleisch. Auch in mehreren DDR-Gefängnissen soll es regelmäßig Gerichte mit Nutria gegeben haben.
Zubereitung von Nutria
Nutria kann im Grunde wie Kaninchen zubereitet werden. Das ausgelöste Fleisch lässt sich als Ragout oder Gulasch zubereiten, die Keulen kann man am Stück schmoren, der ausgelöste Bauch eignet sich für Rollbraten oder Roulade. Der magere Rücken und die Filets eignen sich auch zum Kurzbraten oder Grillen. Als ganzes kann man Nutria u.a. auch als BBQ-Gericht im Smoker zubereiten.
Seit dem 30.06.2020 ist die Pflicht, Nutria vor der Verarbeitung zu Lebensmittel auf Trichinen untersuchen lassen zu müssen, entfallen.
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